NAILA-STUDIE, 2004

Die NAILA Studie setzt sich mit der Krebshäufigkeit im Umkreis von Mobilfunkstationen auseinander. Im Juli 2004 wurden von 5 Hausärzten in der ostfränkischen Stadt Naila 967 Patientenunterlagen über einen Beobachtungszeitraum von 10 Jahren (1994-2004) hinsichtlich Krebserkrankungen (Neuerkrankungen) ausgewertet und dabei ein erhöhtes Krebsrisiko festgestellt.

Die NAILA-Studie weist massive Schwächen hinsichtlich der wissenschaftlichen Qualität der Arbeit auf. Ihre Ergebnisse lassen sich nicht belegen:

Auf der gemeinsamen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds) und der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie (dae) in Freiburg (September 2005) wurde eine Analyse des Krebsregisters Bayern vorgestellt, in welcher aufgrund der Untersuchungen in 48 Gemeinden die Ergebnisse der sogenannten Naila-Studie nicht bestätigt wurden.
Weder bei der Inzidenz aller bösartigen Neubildungen noch bei der Inzidenz von strahlenempfindlichen Tumoren (Schilddrüse bzw. Gehirn/Nervensystem) wurde ein Zusammenhang mit der Senderdichte in den Gemeinden erkennbar.

Kritikpunkte

Willkürlicher Radius

Das Naila-Ergebnis auf Wien umgelegt, würde bedeuten, dass hier ein massiver Anstieg von Krebsfällen erkennbar sein müsste, weil sich hier kein Ort findet, in dem man nicht in einem Radius von 400 m zur nächsten MF-Anlage wohnt. Die österreichische Krebsstatistik weist in den letzten 20 Jahren aber keine Auffälligkeiten auf.

Faktoren

Neben diesem Faktum wurde vom deutschen Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) zahlreiche methodische Mängel wie die fehlende Berücksichtigung anderer Co- bzw. Risikofaktoren für Krebs wie Rauchen, Ernährung, Beruf, Alkohol, genetische Veranlagung, etc kritisiert.

Statistische Schwächen

So wurde das Alter und Geschlecht der Patienten bei der statistischen Analyse nicht berücksichtigt.

Ortstreue

Waren alle untersuchten Fälle, auch die Tumorpatienten, ortstreu über 10 Jahre?

Risikoeinschätzung

Es kann eine Krebsuntererfassung in Abhängigkeit von der Studienregion nicht völlig ausgeschlossen werden. Dies könnte zu einer Überschätzung des Risikos führen.

Dosimetrie

Es fehlt eine individuelle Abschätzung der Exposition durch die Felder der Basisstationen.

Geringe Stichprobenumfang

Problematisch an der Studie ist zusätzlich der geringe Stichprobenumfang.

Ohne Differenzierung zwischen Krebsarten sind Vergleiche von Erkrankungszeitpunkten problematisch. Aufgrund der niedrigen Fallzahlen dürften solche Vergleiche allerdings kaum möglich sein. Die Aussagen bezüglich Erkrankungsalter scheinen daher statistisch nicht gesichert.

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