Telemedizin ist definiert als Diagnostik und Therapie unter Überbrückung einer räumlichen oder auch zeitlichen Distanz zwischen Arzt, Apotheker und Patienten oder zwischen 2 sich konsultierenden Ärzten mittels Telekommunikation. Telekommunikation bedeutet heute in den meisten Fällen Mobilfunk, da die mobile Datenübertragung flexibler als das konventionelle Festnetz ist.
Ein wichtiges Anwendungsgebiet der Telemedizin ist die regelmäßige Kontrolle implantierbarer Geräte beziehungsweise der von diesen gesammelten Patientendaten.
Derzeit müssen noch viele tausend Patienten mit Herzschrittmachern und implantierbaren Defibrillatoren zu Routinekontrollen in Spitalsambulanzen. Da jede Implantation auch Nachsorge bedeutet, nehmen solche Untersuchungen in Krankenhäusern einen immer höheren Anteil der Arbeitszeit in Anspruch. Sehr oft geschieht bei diesen Kontrollen nicht mehr, als dass Daten aus dem Implantat in einen Computer übertragen und ausgewertet werden. Genau das erfordert heute jedoch nicht mehr die persönliche Anwesenheit des Patienten. Stattdessen können die Informationen auch über große Entfernungen an das Krankenhaus weitergeleitet werden. Die Daten werden den behandelnden Ärzten in Form eines sogenannten „Cardio Reports“ online und automatisch zur Verfügung gestellt.
Telemedizin kann so den medizinischen Arbeitsaufwand reduzieren und dadurch sowohl dem Patienten mehr Lebensqualität bieten als auch die Kosten für das Gesundheitswesen deutlich senken. In naher Zukunft dürfte es also zu einem Paradigmenwechsel von „just in time“ zu „just in case“, also der Nachsorge nur mehr im Bedarfsfall, kommen. Dieses sogenannte „Home Monitoring“ erwies sich als sehr effektiv in der Detektion asymptomatischer Ereignisse, wie Studienergebnisse zeigten (z.B. COMPAS-Studie (Mabo P et al., https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22127418/ ).
Doch Telemedizin kann mehr als die Überwachung von Implantaten. In Deutschland wird die Entwicklung unter anderem vom „Netzwerk für Health Systeme und Telemedizin e.V.“ vorangetrieben. Das Netzwerk bezeichnet sich selbst als „Zusammenschluss von Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Krankenhäusern, Organisationen und Einzelpersönlichkeiten mit dem Ziel, die Qualität der Patientenbetreuung durch Innovationen zu erhöhen und gleichzeitig die Gesundheitswirtschaft effektiver zu gestalten.“ Eines der Projekte des Netzwerks ist das Stroke Net, ein Telemedizinsystem, das es ermöglicht, durch eine Bild- und Tonverbindung samt Übertragung von Vitaldaten und Monitoring-Daten vom Rettungswagen zu einer Stroke Unit neurologisches Expertenwissen bereits in der Notversorgung zu nutzen. Unter dem Etikett SQUIN wird eine innovative Online- und Smartphone- basierte e-Therapie zur Raucherentwöhnung entwickelt. [Homepage:http://288809.website.snafu.de/wordpress/]
In Österreich ist die Telemedizin im Vormarsch. So wird ein Home-Monitoring-System bereits seit 2001 routinemäßig zur Überwachung von Patienten mit kardiologischen Implantaten eingesetzt. Die Chance der Telemedizin, durch Fernüberwachung und Früherkennung Ambulanzbesuche und Klinikaufenthalte zu vermeiden oder zu verkürzen, haben auch bereits einige österreichische Krankenkassen erkannt. So gibt es beispielsweise eine Kooperation der Vorarlberger Krankenkasse mit dem Landeskrankenhaus Feldkirch im Zuge der Fernüberwachung von Patienten mit Herzinsuffizienz. Weitere telemedizinische Projekte sind in Planung. Sie umfassen kardiologisch-kardiochirurgische Online-Konferenzen ebenso wie die kardiologische Tele-Rehabilitation.
Welche Vorteile der verstärkte Einsatz von Telemedizin gerade in ländlichen Regionen bringen kann, zeigte ein Pilotprojekt der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK) in Hamburg mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Das Ergebnis des Projekts zeigt, dass telemedizinischen Möglichkeiten zu weniger Kontrolluntersuchungen beim Arzt bzw. im Krankenhaus und zu Reduktionen der stationären Aufenthalte führt – ohne Verluste in der Versorgungsqualität. Die Folgen sind eine Steigerung der Lebensqualität für den Patienten und Kosteneinsparungen im stationären Bereich.
Telemedizin in Corona-Zeiten
Durch die Corona-Pandemie haben Telekonsultationen enormen Aufschwung genommen. Patienten und Ärzte treffen sich in einer Videoschaltung in einem virtuellen Wartezimmer. In vielen Fällen ist eine Telekonsultation ein probates Mittel, auch wenn sie eine persönliche Untersuchung naturgemäß nicht völlig ersetzen können wird.
Telemedizin und 5G
5G kann sehr große Mengen an Daten annähernd in Echtzeit übertragen. Damit lassen sich hochauflösende Videogespräche im Gesundheitsbereich einsetzen: Sanitäter, Notfallärzte oder Ersthelfer vor Ort können beispielsweise von Spezialisten in der Triage oder einer notwendigen Behandlung angeleitet werden. Auch laufende Überprüfungen des Patienten während des Transports werden mit 5G z.B. durch Videostreaming in Rettungsautos möglich und das Personal kann durch die Vorabinformationen schneller mit der Behandlung beginnen. Gerade bei zeitkritischen Situationen wie Herzattacken oder Schlaganfällen ist jeder Schnelligkeitsgewinn ein lebensrettender Faktor
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