FMK 5Gespräche mit Klaus Steinmaurer: Mobilfunknetz und Festnetz ergänzen einander

FMK 5Gespräche mit Klaus Steinmaurer: Mobilfunknetz und Festnetz ergänzen einander

Telekommunikationsnetze sind kritische Infrastruktur / Maschinenkommunikation: Netze sind bezüglich Datenübertragung sicher, Datensicherheit der eingebundenen Geräte verbesserungswürdig

Gespräch mit Klaus Steinmaurer, Geschäftsführer der RTR, Fachbereich Telekommunikation und Post

Klaus Steinmaurer ist Geschäftsführer der RTR und damit oberster Regulierer des Telekom-Bereichs in Österreich. Wir sprechen mit ihm über die notwendige Koexistenz von Fest- und Mobilfunknetzen und darüber, ob auch der Datenverkehr von Maschinen untereinander reglementiert werden sollte.

Transskript des Gesprächs mit Klaus Steinmaurer

FMK:

Wir verfügen in Österreich über zwei wirklich hervorragende öffentliche Telekommunikationsnetze. Einerseits das Mobilfunknetz und andererseits das Festnetz, beide Kommunikationsnetze werden von den verschiedenen Netzbetreibern betrieben. Wir wissen aber auch aus vielen Diskussionen mit Bürgerinnen und Bürgern und mit Gemeinden, dass noch immer nicht ganz verstanden wird, warum man diese beiden technisch völlig grundverschiedenen Netze benötigt.

Wie sehen Sie das? Sind diese redundanten Netze notwendig und handelt es sich hier auch um kritische Infrastruktur?

Steinmaurer:

Es gibt zwei Netztechnologien, mobil und fest. Mobil, wie der Name schon sagt, dient dazu, die Kommunikation mobil durchführen zu können. Fest hat das Ziel, über weite Strecken einzelne fixe Stellen anzubinden. Man merkt schon, wie unterschiedlich das Ganze ist. In Österreich haben wir vor allem noch auf Kupferkoaxial und Glasfaserbasis eine gute Festnetz Infrastruktur, die entsprechend zur Verfügung steht und wir haben drei wirklich große und starke flächendeckende Mobilfunknetze, die alle Technologien in der Mobilfunktechnologie abdecken. Zur Frage, warum brauchen wir das? Es geht um die Bedürfnisse der Menschen, wir sind alle unterwegs, wir haben alle unsere Smartphones. In der Zeit in der wir heute leben ist Verfügbarkeit, immer und überall und zu jeder Zeit, eigentlich der Standard. Und dazu gibt’s die mobilen Geräte und dazu brauche ich die Funktechnologie. Der Vorteil des Festnetzes wiederum ist, dass es an einem fixen Standort auch mit Glasfaser und entsprechenden sonstigen Technologien sehr hohe und auch stabile Bandbreiten ermöglicht.

FMK:

In den privaten Haushalten gibt es ja eigentlich fast keinen Festnetzanschluss mehr. Für das Internet ja, aber nicht um zu telefonieren. Würden Sie daher sagen, dass das Mobilfunknetz auch zur kritischen Infrastruktur gehört?

Steinmaurer:

Aus heutiger Sicht ist beides eine kritische Infrastruktur, wir haben ja auch in der Pandemie gemerkt, dass Menschen miteinander kommunizieren können, ist wichtig und dass man jederzeit und überall verfügbar ist. Daher ist das kritische Infrastruktur fürs tägliche Leben. Die beiden Netze ergänzen sich ja. Ich sage, ohne Festnetz kein Mobilfunknetz. Das ist ja nur die kurze Strecke vom Masten bis zu ihrem Handy, der der mobile Teil ist. Der Rest läuft über das Festnetz. Also brauche ich dafür das auch entsprechende Infrastruktur und damit diese Verbindungen stabil bleiben, brauche ich Glasfasertechnologie. Man kann heute nicht mehr sagen, entweder das Eine oder das Andere. Was wir heute für Bedürfnisse haben, was wir beruflich brauchen, was wir im privaten Leben brauchen, dafür braucht man beide Technologien.

FMK:

Vor allem kann man, wenn man unterwegs ist, schlecht das Festnetzkabel mitnehmen.

Steinmaurer:

Und mit den neuen Anwendungen, die jetzt herkommen, gerade im 5G-Bereich mit verschiedenen Netzanwendungen, z.B im Bereich Landwirtschaft: Am Traktor das Festnetzkabel bei Feldarbeiten hinterherziehen wird schwierig sein.

FMK:

Sie haben es gerade angesprochen: Der Traktor, also Maschinen-Kommunikation, etwa die Maschinisierung im Agrarbereich etc. Wenn wir über Maschinen-Kommunikation sprechen, über IOT, das Internet of Things, da sind wir wahrscheinlich aus späterer Sicht doch noch ziemlich am Anfang. Meine Frage, gibt es zur Datenkommunikation, die Daten, die durch die Maschinen-Kommunikation entstehen und auch ausgetauscht werden, Standards? Weil diese Standards werden ja von der Industrie heute selbst festgelegt. Und das ist auch in Ordnung, solange diese Daten nicht Personen zurechenbar sind, weil dann wären wir in der DSGVO.

Trotzdem die Frage, ob dieses Regelwerk irgendwann doch auch eine gesetzliche Basis braucht. Wie beurteilen Sie das allgemein und vor allem denken Sie, dass es irgendwann notwendig sein wird, dass der Gesetzgeber in diese Standardisierung, die von der Industrie schon geschaffen wurde, eingreift und auch regelt?

Steinmaurer:

Hier müssen wir mehrere Stufen unterscheiden. Grundsätzlich ist IOT etwas, das mit einem Funknetz entsprechend funktioniert. Da gibt’s verschiedene Standards, die klassischen Mobilfunkstandards werden für IOT und M2M (Machine to Machine) Anwendungen entsprechend eingesetzt. Bei diesen Anwendungen ist noch nicht vorgeschrieben, welche Technologie man wofür verwenden muss. Das ist noch ein breites Feld, wo man verschiedene Anwendungen mit jeweils verschiedenem Bedarf hat: Ist die breitbandige Übertragungsrate oder ist die Latenz wichtiger? Aber das kann man sich entsprechend aussuchen.

Grundsätzlich sind die Machine to Machine Kommunikations-Daten, die dort generiert werden,

nicht als personenbezogene Daten im engeren Sinn zu verstehen. Die Frage ist, wo ist die Grenze, wo kommt es zu personenbezogenen Daten, was im Einzelfall bei IOT-Anwendungen auch passieren kann. Das muss dann im Einzelfall beurteilt werden, aber grundsätzlich sind diese Daten quasi frei.  Brauchen wir dafür gesetzliche Regelungen? Betreffend der Daten per se nicht.

FMK:

Weil es sich eben nicht um personenbezogene Daten handelt?

Weil es im Wesentlichen nicht um personenbezogene Daten geht.  Ein Thema, mit dem wir uns vielleicht in Zukunft auch stärker auseinandersetzen, ist das Thema Sicherheit. Weil wenn ich Industrieanwendungen mit funktechnischen IOT-Lösungen installiere, dann will ich natürlich als Unternehmen, dass diese Daten entsprechend sicher verwendet werden, dass auch sozusagen die Eingriffsmöglichkeit von außen durch Hacker möglichst nicht gegeben ist.

Dazu sind die Verschlüsselungs-Standards entsprechend festzulegen und da wird es auch Überlegungen geben müssen und in der europäischen Union gibt es auch schon Überlegungen. Auf der Ebene von Devices wird da sicherlich was kommen, denn Sie können sich heute in einem Baumarkt für ihren Haushalt beispielsweise Lichtsteuerungen kaufen, die Sie über das Internet über WLAN anschließen.

FMK:

Dann könnten das personenbezogene Daten sein, oder?

Steinmaurer:

Das könnte auch sein, aber die große Problematik ist, dass diese Devices die Sie im Baumarkt kaufen, ungefähr die Verschlüsselung und Sicherheitsstandards haben von 1 2 3 und die wirklich sicheren, also die Hightech-Geräte, die haben schon 1 2 3 4 5, aber that´s it.  Sie werden nie gewartet, es werden nie zusätzliche Standards aufgenommen und diese sind zu Hause bei Ihnen im WLAN. Die Problematik ist, man kommt über dieses Gerät in Ihr WLAN rein und dann kann man aus dem Lichtschalter oder die Fernsehsteuerung oder sonst irgendetwas, einen wunderbaren Bot machen.

FMK:

Wir arbeiten ja daran, dass die Mobilfunknetze sicherer werden, eben z.B auch mit der Umschaltung von UMTS auf 5G. Aber wenn ich Sie jetzt richtig verstanden habe, wird es eine gewisse Regelung auch bei Maschinendaten auf gesetzlicher Ebene geben müssen.

Steinmaurer:

Nicht bei den Daten, sondern im Wesentlichen bei den Devices die die Kommunikation mit Maschinen untereinander entsprechend steuern. Da wird es im Wesentlichen um technische Sicherheitsstandards gehen, die wir uns überlegen müssen. Die Daten grundsätzlich sind unproblematisch.

Die Problematik liegt nur darin, dass diese Devices, diese Maschinen, die untereinander kommunizieren oft nicht die technischen Standards erfüllen die notwendig sind. Da kann das Mobilfunknetz sehr, sehr sicher sein, aber an der nächsten Ebene hapert es und dann hat zum Beispiel ein Unternehmen, das dieses IOT-Thema verwendet, ein Problem, weil man dann übers Netz, das ja sicher ist, in das firmeninterne Netz reinkommt.

FMK:

Wird das dann in Zukunft ein Thema der RTR werden?

Steinmaurer:

Teilweise ja, denn wo es um Sicherheitsstandards in den Netzen geht, sind wir auch heute schon

dafür verantwortlich: Stichwort Netzsicherheitsverordnung und auch der Netzsicherheitsbeirat, wo es um Themen geht, ob unsere Netze sicher sind. Und in der nächsten Ebene sind erst einmal die Standardisierungsgremien verantwortlich, etwa ETSI und 3GPP. In der nächsten Stufe wird man wahrscheinlich eine europäische Lösung haben wollen, wo man dann sicher auch die eine oder andere an Verantwortlichkeit bei uns haben wird. 

FMK:

Also die Behörden und auch die Netzbetreiber in Österreich werden in Zukunft sicherlich noch viel zu tun haben. Ich danke Ihnen recht herzlich, dass Sie da waren, hat mich sehr

Gefreut, vielen Dank.

Steinmaurer:

Danke sehr.

Nächstes Gespräch mit Marion Mitsch, Geschäftsführerin des Fachverbands Elektro- und Elektronikindustrie

Das nächste Gespräch mit Marion Mitsch wird ab Freitag, 17.11.2023 auf dem Youtube-Kanal des Forum Mobilkommunikation abrufbar sein.

Von Marion Mitsch erfahren wir, dass der Anteil Österreichs an der weltweiten Entwicklung und Produktion von IT-Technik größer als allgemein bekannt ist und dass nicht mehr benötigte Systemtechnik wie etwa 2024 die UMTS-Hardware nicht einfach auf dem Müllplatz landet.

Gregor Wagner

Pressesprecher
Forum Mobilkommunikation – FMK
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