FMK 5Gespräche mit Flora Schmudermayer: Statt „Handys raus“ Künstliche Intelligenz in die Schule rein!

FMK 5Gespräche mit Flora Schmudermayer: Statt „Handys raus“ Künstliche Intelligenz in die Schule rein!

„Cooler Unterricht“ statt Handyverbote / Thema Mobbing muss in Schulen aktiv behandelt werden / KI muss rein statt raus

Gespräch mit Flora Schmudermayer, Bundesschulsprecherin 2022/23

Flora Schmudermayer war bis Sommer 2023 Bundesschulsprecherin und studiert heute Raumplanung. Sie hält nicht nur nichts von Handyverboten in Schulen wie in Großbritannien, sie fordert viel mehr, dass künstliche Intelligenz genutzt und in den Unterricht miteinbezogen wird.

Transskript des Gesprächs mit Flora Schmudermayer

FMK:

Liebe Frau Schmudermayer, vielen Dank dass Sie da sind. Sie waren bis vor kurzen die Bundesschulsprecherin, wir können über das Thema Digitalisierung aus der Sicht der Jugendlichen, Schülerinnen und Schülern sprechen. Sie kamen in die Volksschule, als das Internet gerade so richtig in die Gänge kam und maturierten zu einer Zeit, als alle von der Digitalisierung schon Sprachen. Wie haben Sie die Digitalisierung in diesen Jahren erlebt?

Schmudermayer:

Also ich glaube die war ganz, ganz rasant. Wir fragen uns heute, warum man die Deutsch-Matura, immer noch per Hand schreiben muss und auf der anderen Seite fordern wir die Einbindung von künstlicher Intelligenz in den Unterricht. Und ich weiß noch, ich hatte einmal in der Volksschule die Aufgabe irgendwas im Internet zu recherchieren und meine Mama hat mir erzählt, sie hat das in der Volksschule noch nicht machen können. Und ich so, warum denn das, hattest du keinen PC und kein WLAN? Meine Mama sagte, das Internet gab es einfach noch nicht wirklich. Und das war für mich als kleines Mädchen doch unvorstellbar, wie es vorher war. Man merkt schon jetzt die Einbettung ab der Volksschule. Es gibt jetzt analoge Baustein-Kit-Tools, die das Programmieren und den Gebrauch von PCs im Unterricht vermitteln. In der NMS-Sekundarstufe 1a Unterstufe wird schon mit Laptopklassen und online Arbeitsaufträgen gearbeitet. In der Oberstufe läuft fast alles digital ab, wir merken, wir leben in einem Zeitalter, wo Digitalisierung und PCs und Laptops Tablets etc. einfach nicht mehr wegzudenken sind.

FMK:

Sie fordern tatsächlich die Integrierung von AI in die Schule? Wie kann man sich das vorstellen?

Schmudermayer:

Ja, das wirft natürlich einige Fragen auf, z.B die Frage wie fungiert man weiter mit Diplomarbeiten und vorwissenschaftlichen Arbeiten, wenn man einfach die Forschungsfrage in die künstliche Intelligenz in Chat GPT eingeben kann und mehr oder weniger was rauskommt, wie geht man damit um dass das trotzdem noch die eigene Leistung ist? Das ist die große Frage, wo sich auch das Bildungsministerium gerade damit auseinandersetzt. Und auf der anderen Seite geht’s uns auch darum, nicht nur KI zu verwenden, um unser Gehirn nicht anzustrengen. Das wird uns manchmal vorgeworfen, sondern uns geht’s viel mehr darum, die Gefahren aufzuzeigen, im Unterricht zu verstehen, was macht eine künstliche Intelligenz eigentlich und warum und auf welchen Werten basiert, spuckt die künstliche Intelligenz das aus was ausgespuckt wird. Und das ist natürlich eine Gefahr, wenn man nicht weiß, was das für Risiken birgt.

FMK:

Was auch eine Gefahr ist, ist Mobbing. Mobbing gab’s ja schon immer und mit den sozialen Medien ist es heute noch einfacher geworden. Die Kanäle haben sich geändert und sind brutaler geworden. Was ich von Ihnen wissen möchte ist, gibt es eine Möglichkeit hier noch etwas zu tun oder ist da der Zug schon abgefahren?

Schmudermayer:

Heute geht Mobbing, würde ich jetzt mal sagen, viel einfacher als früher, denn man hat den großen Stempel der Anonymität in den sozialen Medien. Und man steht nicht im Face-to-Face Kontakt mit dem Mobbingopfer als Mobber oder Mobberin und das ist schon mal ein großer Punkt. Dementsprechend braucht es auch viel mehr Feingefühl in der Präventionsarbeit und gerade, wenn man in die jüngeren Kids anschaut, also Volksschule und Sekundarstufe 1, dann wissen viele Kinder gar nicht welche Reichweiten ihre Handlungen haben, die das Leben verändern können und wie das Leute dazu bringen kann, nicht mehr gerne in die Schule zu gehen, traurig zu sein, etc. Und ich sehe da schon die Aufgabe auch in der Schule, da ein bisschen aufzuklären und auch ein bisschen den Schockmechanismus zu spielen, denn es gibt einfach viele Kommentare und viele Themen, die durch Mobbing nicht aufgearbeitet werden und dadurch eben dieses Mobbing entsteht. Themen wie das Äußere, also körperliche Erscheinungsbilder, wie ziehe ich mich an, welche Sprache spreche ich, welche Religion habe ich, wie reich sind meine Eltern, das sind Themen, die gehören in den Unterricht, die gehören besprochen damit daraus nicht Mobbing-Themen werden. Und deswegen sehen wir ganz, ganz viele Themen im Unterricht, unter anderem auch mentale Gesundheit, die das dann quasi als Schirmthema umfassen. Und auch was mache ich, was bewirkt es bei den anderen und was macht der andere, was bewirkt das in mir? Das sind Themen, die beschäftigen auch schon junge Leute unterbewusst und ich glaube das kann man auch in das aktive Bewusstsein holen.

FMK:

In der Zwischenzeit wird über das Verbot von Handys und Smartphones, in Schulen diskutiert, auch in Österreich. In England wird das Realität. Die Gründe dafür sind vielfältig, da wird Mobbing und Ablenkung vom Unterricht ins Treffen gebracht.

Glauben Sie, dass so ein Verbot von Smartphones und Handys in Schulen sinnvoll ist?

Schmudermayer:

Ich sehe Verbote generell immer sehr, sehr kritisch, denn das impliziert, dass irgendwas anderes nicht funktioniert. Und wenn man jetzt aufgrund von Mobbing Handys in der Schule verbietet, passiert das Mobbing einfach außerhalb der Schulzeit über die sozialen Medien, da ist das Verbot nicht wirklich tiefgreifend. Und wenn es um das Thema Ablenkung im Unterricht geht, dann kann man Smartphones und andere elektronische Geräte in Unterricht integrieren. Das geht ab einem gewissen Alter leichter und mit einem früheren Alter schwieriger und auf der anderen Seite soll der Unterricht auch spannend und greifbar für Schülerinnen und Schüler sein. Ich weiß, jede Schülerin und jeder Schüler sitzt mal in der Klasse, zieht das Handy raus und denkt sich ich bin jetzt lieber am Handy, der Unterricht ist nicht so spannend. Aber wäre Unterricht einfach spannend und würde aktuelle Themen behandeln, dann wird, glaube ich, auch das Handy weniger gezückt und mehr auf den Unterricht gehört. Wir haben Gott sei Dank etliche coole Lehrpersonen, die das auch wirklich umsetzen und coolen Unterricht machen und die dann auch erzählen, okay, das Handy ist bei ihnen im Unterricht gar nicht so ein großes Problem.

FMK

Recht herzlichen Dank für das Gespräch!

Nächstes Gespräch mit Klaus Steinmaurer, Geschäftsführer der RTR

Das nächste Gespräch mit Klaus Steinmaurer wird ab Mittwoch, 15.11.2023 auf dem Youtube-Kanal des Forum Mobilkommunikation abrufbar sein.

Steinmaurer ist Geschäftsführer der RTR und damit oberster Regulierer des Telekom-Bereichs in Österreich. Mit ihm wird über die notwendige Koexistenz von Fest- und Mobilfunknetzen und darüber, ob auch der Datenverkehr von Maschinen untereinander reglementiert werden sollte, gesprochen.

Gregor Wagner

Pressesprecher

Forum Mobilkommunikation

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