In Österreich wird mit dem Mobiltelefon viel und lange ohne Rücksicht auf verbrauchte Gesprächsminuten telefoniert. Selbst durch die Einführung von unlimitierten Gesprächsvolumen erhöhen sich die im Land verwendeten Sprachminuten nicht mehr. Die Nutzung der SMS-Dienste ist sogar stark rückläufig und wird durch eine immer stärkere Verbreitung anderer Applikationen verdrängt. Gleichzeitig erleben wir derzeit einen explodierenden Bedarf an mobilen Breitbanddatendiensten. „Es ist daher – sowohl im Sinne der Kunden als auch des Wirtschaftswachstums – dringendst an der Zeit, dass die Mobilfunknetze auf Europa-Niveau ausgebaut werden“, mahnt Dr. Rüdiger Köster, Präsident des Forum Mobilkommunikation und CTO von T-Mobile, anlässlich der Jahres-Pressekonferenz des FMK.
Österreich hat Spitzenrang in den letzten Jahren verloren
Österreich weist, bezogen auf das BIP, die niedrigste Investitionsrate in die Telekommunikations-Infrastruktur innerhalb der EU-Staaten auf und ist in den letzten Jahren von seiner IKT-Spitzenposition aktuell auf Rang 19 im Europavergleich abgerutscht (Quelle: Networked Readiness Index 2013).
„Jetzt entscheidet sich, ob der Wirtschaftsstandort Österreich wieder den Anschluss an die Spitze schafft. Insbesondere die im Europavergleich exorbitant teure Spektrumsauktion im vergangenen Jahr hat der Mobilfunkindustrie 2 Milliarden Euro aus den Investitionsbudgets entzogen. Deshalb unterstützen wir natürlich auch die jüngst von Frau Bundesministerin Bures ausgesprochene Forderung, die aus der Frequenzauktion geschaffenen Rücklagen via IKT-Förderung zurückfließen zu lassen. Dem Breitbandausbau und hierbei insbesondere der überall sofort verfügbaren mobilen Versorgung muss als Infrastruktursäule dieselbe Bedeutung zugemessen werden wie etwa dem Schienenverkehr. Mit einer Vernachlässigung der IKT setzen wir Innovation, Wirtschaftskraft und damit Arbeitsplätze aufs Spiel.“ warnt Köster.
BMVIT-Vorgaben nur mit der Digitalen Dividende II erreichbar
Köster erneuerte auch die Branchen-Forderung, dass die Frequenzvergabe der so genannten Digitalen Dividende II – dabei handelt es sich um frei gewordene Frequenzen im 700 MHz-Band – rasch vorangetrieben werden muss. „Wir müssen sicherstellen, dass die von der EU-Kommission empfohlene Vergabe des neuen Spektrums ab 2015 rasch über die Bühne geht. Nur so sind die ambitionierten Vorgaben der BMVIT-Breitbandstrategie-2020 tatsächlich umsetzbar“, so Köster weiter, „Ebenso wird es erforderlich sein, die in Österreich derzeit sehr restriktiven regulatorischen Rahmenbedingungen dem europäischen Niveau anzugleichen, um den Netzbetreibern ökonomisch sinnvolle Freiräume zur Zusammenarbeit zu schaffen. Es ist im Sinne Österreichs, dass die Politik in ihre Überlegungen zur flächendeckenden Breitbandversorgung das Thema Mobilkommunikation mit hoher Gewichtung mit einbezieht.“
Mobilfunk in Österreich mit 159 % Marktdurchdringung
„Betrachtet man ausschließlich die Zahlen, hat sich am Markt im Vergleich zu 2012 wenig geändert“, bringt Mag. Margit Kropik, Geschäftsführerin des FMK die Situation auf den Punkt. So wie im Vorjahr sind in Österreich rund 13,5 Millionen SIM-Karten aktiv, das bedeutet eine Marktdurchdringung von 159 %. „Das Maß der Dinge ist aber heute nicht mehr die Anzahl der SIM-Karten im Vergleich zur Einwohnerzahl, sondern wie viele Breitbandanschlüsse pro Kopf zur Verfügung stehen.“
4,4 Millionen mobile Internetzugänge
Während die Steigerung von mobilen Internetzugängen von 2011 auf 2012 rund 15 % ausmachte und die 3,5 Millionen-Grenze knapp erreichte, sind es heute 4,4 Millionen Zugänge. Das Wachstum von 2012 auf 2013 machte einen großen Sprung von rund 21 % aus. „Mobiles Internet spielt heute eine signifikante Rolle, Konsumenten und Wirtschaft profitieren gleichermaßen davon. Heute ist weit mehr als die Hälfte der Zugänge mobil. Dennoch hinken wir mit nur 81 Breitbandanschlüssen pro 100 Einwohner hinter dem OECD-Spitzenwert von rund 140 gehörig nach.“
Gesamtumsatz -6%, EBITDA -15%
Obwohl die Anzahl der SIM-Karten gleich geblieben ist, ging der Gesamtumsatz von EUR 4,5 Mrd. um 5,92% auf EUR 4,23 Mrd. zurück. Das EBITDA litt mit einem Minus von 14,9% noch stärker.
Ganz Österreich telefoniert mobil 118 Jahre lang – täglich
Insgesamt 22,66 Milliarden Minuten wurde mobil in Österreich telefoniert, das sind 118 Jahre – und das täglich. Dennoch war diese unvorstellbare große Menge im Vorjahr sogar ein wenig höher. „Wie es scheint“, so Kropik, „haben wir mit den umfangreichen Tarif-Paketen im Steilflug der letzten Jahre die ‚Reiseflughöhe‘ erreicht.“
SMS stark rückläufig, Datenvolumen steigt weiter kräftig an
„Die Entwicklung der Gesamtzahl der versendeten SMS ist insofern interessant, als dass wir 2012 noch einen kräftigen Anstieg hatten, obwohl der internationale Trend, etwa in Deutschland, schon rückläufig war. Mit der inzwischen schon sehr guten Verfügbarkeit von relativ schnellem UMTS 2013 folgt Österreich nun dem Trend: Das Datenvolumen entwickelt sich explosiv, SMS gehen zurück. Dies ist mit ein Indikator dafür, dass Österreich dringend Aufholbedarf hat“, ist sich Kropik sicher.
SMS 2013: nur noch 6,8 Milliarden, das ist ein Minus von rund 19% gegenüber 2012
Datenvolumen 2013: 113,6 Millionen GB, das ist ein Plus von rund 57% gegenüber 2012
Gallup-Umfrage
„Die Ergebnisse der Gallup-Umfrage sind durchaus überraschend“, kommentiert Kropik, „denn einerseits spiegeln sie die Verkehrsdaten wieder, andererseits dürfte vielen nicht klar sein, dass etwa die Nutzung von Apps so gut wie immer internetbasiert sind. Anders“, so Kropik weiter, „ist nicht zu erklären, dass etwa auf die Frage nach der Nutzung „Internet“ als Antwort zurückgegangen ist. Wir vermuten, dass mit ‚Internet‘ Browser-basierte Anwendungen verstanden werden.“
Eltern vertrauen Kindern ab rund 9 Jahren ein Handy an
Inzwischen sind 6 von 10 Österreichern der Meinung, dass Kinder
ein Handy haben sollten. Das durchschnittliche Mindestalter ist – wenig überraschend – knapp über 9 Jahre, also kurz vor Beendigung der Volksschule.