Vor einigen Tagen wurde der Film „Thank You For Calling“ in Österreich uraufgeführt. Unter der Regie des Filmemachers Klaus Scheidsteger werden so gut wie alle Vorwürfe gegen die Mobilfunktechnologie, die schon seit Jahren als widerlegt gelten, wieder aufgewärmt und zu einem filmischen Gesamtwerk im Doku-Stil verarbeitet.
FMK antwortet mit der Video-Eigenproduktion „Pick Up The Phone“
Das Forum Mobilkommunikation hatte Gelegenheit, den Film vorab zu sehen und antwortet mit einem Faktencheck.
Mag. Margit Kropik, Geschäftsführerin des FMK dazu: „Es war nicht leicht, aus der Fülle der völlig falschen Fakten, verdrehten Tatsachen und technischen Unverständnis die wichtigsten Punkte auszusuchen. Unser Faktencheck behandelt nur die schwerwiegendsten Vorwürfe, sonst hätten wir auch einen abendfüllenden Film drehen müssen!“
Die wichtigsten Punkte im Faktencheck:
Der „Wiener Skandal“ ist tatsächlich ein handfester Skandal
Ein wesentlicher Unterbau des Films sind die Wiener Reflex-Studien aus den Jahren 2005 und 2008. Diese ergaben, dass Mobilfunk angeblich zu DNA-Strangbrüchen führen kann. Das Problem: Auf der Internetseite der Med-Uni-Wien ist folgendes über diese Studien zu lesen (Stand: 29.2.2016, Zitat):
**** In zwei publizierten „Letters to the Editor“ wird die Statistik in den beiden
Publikationen in hohem Maße angezweifelt, insbesondere eine unglaubwürdig
geringe biologische Streuung der Daten.
* Zu demselben Ergebnis kam der vom Rat für Wissenschaftsethik mit einem
Gutachten beauftragte Professor für Medizinische Statistik der MUW.
* Jene Autorin der Arbeiten, welche die wissenschaftlichen Experimente durchführte,
hat im Rahmen eines Qualitätsmanagements im April d.J. durchgeführte
Experimente, die ident mit jenen in den beiden Publikationen waren, zu 100%
fabriziert.****
Forderung nach Reproduzierbarkeit von Studien ist keine „Finte“ der Industrie
Im Film wird die Forderung nach Reproduktion von Studien als „Finte“ der Industrie dargestellt – das ist in doppeltem Sinne Unfug, da die Reproduktion von Studien eine von der Wissenschaft selbst geforderte Voraussetzung ist, um die wissenschaftliche Integrität zu sichern. Dies gehört zur „guten wissenschaftlichen Praxis“.
Industrie informiert die Öffentlichkeit auf sachlicher Ebene
Im Film wird behauptet, die Industrie würde die Öffentlichkeit nicht über den anerkannten wissenschaftlichen Wissensstand informieren – das ist falsch. Denn als beispielsweise die IARC am 31.5.2011 die Einschätzung von Mobilfunk mit „2B“ klassifizierte, hat dies auch die Industrie noch am selben Tag kommuniziert – samt Erklärung, was das eigentlich bedeutet:
Die Klassifizierung „2B“ bedeutet „möglich“, aber „nicht wahrscheinlich“, an einem Tumor zu erkranken. In der Klasse „2B“ befinden sich auch Kaffee, Kokosnussöl und eingelegtes Gemüse.
Kurz: Mobilfunk ist so „gefährlich“ wie Kaffeetrinken
Dass die Industrie, wie im Film behauptet, diesen Skandal „inszeniert“ hat, ist daher falsch.
Film widerspricht sich selbst – Neuerkrankungen gingen in den letzten 2 Jahrzehnten zurück
Ein Handlungsstrang des Films ist, dass Menschen, die nach kurzer Zeit an einem Tumor erkrankten, die Industrie in den USA deshalb mit der Anschuldigung, „Handystrahlung“ wäre daran schuld, klagten. Nun sagt aber Dr. Wilhelm Mosgöller einerseits, „Die Latenzzeit vom Einwirken der Strahlung bis zum Auftreten des Gehirntumors ist unbekannt“ und andererseits „Ein Gehirntumor braucht 20 oder 30 Jahre, um sich zu bilden“.
Damit widerspricht er sich nicht nur sich selbst, sondern auch denen, die meinen, ein Gehirntumor könne sich schon in wenigen Jahren bilden.
Fakt ist, dass die Zahlen der Statistik Austria diese Annahme widerlegen: Seit Einführung der GSM-Technik 1992 sind die Neuerkrankungen von Gehirntumoren von 6,0 per 100.000 auf 5,6 per 100.000 zurückgegangen.
Elektrohypersensibilität ist keine diagnostizierbare Krankheit
Im Film wird behauptet, dass Menschen „Handystrahlung“ spüren. Das wurde jedoch mit umfassenden Studien und Metastudien widerlegt. Was allerdings tatsächlich stimmt, ist, dass Menschen Aufgrund der Angst, die etwa mit Filmen dieser Art geschürt wird, etwa an Schlaflosigkeit leiden. Die Weltgesundheitsorganisation beschäftigt sich mit diesem Thema ausführlich in ihrem Factsheet Nr. 296.